Die Wintermonate sind die Zeit, in der wir meistens auf die Nutzung von Wildkräutern in der Küche verzichten müssen. Sehnsüchtig warten wir auf das Frühjahr, wo alles wieder frisch durchtreibt.
Wenn kein Dauerfrost herrscht und keine geschlossene Schneedecke liegt und wir genau schauen, können wir auch im Winter essbare Wildkräuter finden. Diese Pflanzen sind jetzt zur Winterzeit zwar noch nicht voller Mikronährstoffe wie zur Vegetationszeit, aber eine gesunde Bereicherung unseres Speiseplanes sind sie allemal.
Ich habe auf meinem Instagram-Account bereits ein paar Videos über essbare Wildkräuter eingestellt, die ich jetzt draußen gefunden habe – und es kommen noch weitere.
Ich möchte sie/dich einlade mit mir eine Reise durch die Natur zu unternehmen um essbare Wildkräuter zu entdecken. Sind sie/bist du bereit?
Frisch ausgetrieben steht bei mir im Garten und an Wegränder das Tellerkraut auch Winterportulak oder Kubaspinat genannt (Claytonia perfoliata), ein Portulakgewächs. Seine saftigen jungen Blätter schmecken lecker im Salat, fein geschnitten in Quarkspeisen oder als geschnittenes Topping auf Suppen. Da diese Pflanze jetzt bereits im Wachstum ist, versorgt sie uns mit gesunden Nährstoffen bereits jetzt im Winter. Einen Bericht über das Tellerkraut finden sie/findest du hier: Tellerkraut
Auf meinen Spaziergängen an Waldrändern finde ich noch Blätter von der Walderdbeere (Fragaria vesca), ein Rosengewächs. Einzelne Blätter können wir zum Beispiel in unser Smoothie geben.
Auf Rasenflächen finden wir auch im Winter die Blätter des Gänseblümchen (Bellis perennis), ein Korbblütengewächs. Wenn auch mühsam zu sammeln, so bieten die kleinen Blätter doch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Wir haben jetzt Anfang Februar und gestern habe ich bei uns auf dem Grundstück schon die ersten kleinen Blätter vom Giersch (Aegopodium podagraria), ein Doldengewächs, gesehen. Das haben wir dem relativ milden Winter zu verdanken. Die zarten Gierschlätter eignen sich toll für Toppings, in Suppen, als Gewürzkraut oder pur auf ein Butterbrot. Bei dieser Pflanze müssen wir nicht mal vorsichtig sein beim Pflücken, der Giersch treibt immer wieder nach.
Eine weitere wintergrüne Pflanze, die wir draußen finden ist der Gundermann (Glechoma hedercea), ein Lippenblütengewächs. Seine Blätter sind sehr aromastark, bei ihm sollten wir vorsichtig mit der Menge sein. Die Gundermannblätter gehen eine tolle Verbindung mit Schokolade ein – ein Dreamteam! Im Körper sorgt der Gundermann dafür, dass Giftstoffe ausgeleitet werden.
In diesen Wintertagen blühen schon die männlichen Blütenkätzchen der Haselnuss (Corylus avallana), ein Haselgewächs. Sie dienen den ersten Wildbienen als wichtige Nahrungsquelle, deshalb bitte nur wenige dieser Blütenkätzchen pflücken. Die Kätzchen schmecken bitter, lassen sich aber gut im Ganzen karamellisieren oder zerkleinert in Kuchen-, Waffel- oder Brotteig mischen.
Der Löwenzahn (Taraxacum officinale), die Schafgarbe (Achillea millefolium), beides Korbblütengewächse und der Spitzwegerich (Plantago lanzeolata), ein Wegerichgewächs sind auch noch überall zu finden. Vom Löwenzahn und Spitzwegerich sammeln wir die Blätter in der Rosettenmitte. Vielleicht ein paar kleingeschnittene Blätter in Brotteig unterrühren oder einen schönen Kräuterquark herstellen, hier ist Fantasie gefragt.
Eine der ersten Pflanzen, die bereits im Spätwinter austreiben ist das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria oder Ficaria verna), ein Hahnenfußgewächs. Diese Pflanze gilt als Vitamin C Lieferant. Ich fermentiere die Blätter und lege die fermentierten Blätter auf Weichkäse. Sobald die Blüten erscheinen darf die Pflanze ihre Blätter behalten, dann nämlich steigt der Protoanemoningehalt, der die Blätter dann giftig macht. Seinen Namen hat die kleine Pflanze von der früheren Bezeichnung für Skorbut, dem Scharbock.
Das Behaartes Schaumkraut (Cardamine hirsuta), ein Kreuzblütengewächs, schmeckt kresseähnlich, leicht scharf. Die Pflanze selber ist klein, bildet eine Rosette aus gefiederten Blättern. Bereits im März beginnt die Blütezeit. Die reifen Samenschoten explodieren förmlich bei Berührungen und schleudern den Samen in die Umgebung. Die Blätter werden wie Kresse verwendet.
Das Wilde Stiefmütterchen (Viola tricolor) sowie das Ackerstiefmütterchen (Viola arvensis), beides Veilchengewächse, findet man jetzt im Winter als Jungpflanzen gerne auf Felder und Brachland. Ich nutze die Blätter für einen Wildkräutersmoothie oder als Salatbeigabe. Sie haben einen eher bitteren Geschmack. Später lassen sich die Blüten, hier vor allem die größeren Blüten des Wilden Stiefmütterchens, schön als essbare Deko nutzen.
Haben sie/hast du ihn schon mal gerochen, den Stinkender Storchschnabel, Ruprechtskraut (Geranium robertianum), ein Storchschnabelgewächs? Der Duft dieser Pflanze regt nicht gerade zum essen dieser an. Trotzdem sollten sie/ solltest du es mal tun, der Stinkende Storchschnabel schmeckt ganz mild und hinterlässt nicht den typisch bitteren Geschmack vieler Wildkräuter. Die Blätter lassen sich für verschiedenste Zubereitungen nutzen. Im Grunde ist die komplette Pflanze essbar.
Die Vogelmiere (Stellaria media), ein Nelkengewächs, ist fast überall zu finden, vor allem im Garten auf den Beeten. Sie scheint auch im Winter munter zu wachsen. Die Pflanze schmeckt wie Salat. Sie besitzt viel Oxalsäure, daher sollte sie nicht in großen Mengen verzehrt werden. Die kleinen Blättchen lassen den Verzehr großer Mengen auch sehr mühselig werden.
Dies ist eine Auswahl von Wildkräuter, die wir auch im Winter finden. Bitte nur einzelne Blätter ernten, es sei denn, die Pflanze soll sowieso gejätet werden. Und bitte nur die Pflanzen sammeln, die frei von Verschmutzungen und Giften sind und – ganz wichtig – die eindeutig identifiziert werden können!
Lassen sie sich/lass dich nicht von dem bitteren Geschmack abhalten Wildkräuter zu essen. Gerade die Bitterstoffe in diesen Pflanzen sind sehr gesund für unsere Verdauung.
Guten Appetit!
(© Petra Nadolny 2023)
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